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Technik im Alter – „Webinar“ im Rathaus

14.11.2018
Das Wort „Webinar“ bringt die Begriffe Seminar und Web (engl. Netz/Internet) zusammen.

Der Begriff hat bereits Eingang in den Duden gefunden: „online stattfindendes Seminar (…) im Web, bei dem Fragen zu Präsentationen live gestellt und beantwortet werden“. Nicht zuletzt dient ein „Webinar“ dazu, sich von zu Hause aus zu informieren, gerade wenn man z.B. in der Beweglichkeit eingeschränkt ist. Durch den Seniorenbeirat wurde am Dienstag in der vorigen Woche eine solche Live-Übertragung eines Vortrags angeboten. Insg. kamen neun Teilnehmer zusammen, um das Format zu testen und sich im Anschluss auszutauschen.

Entwickelt und angeboten wurde das Seminar zu „Technik im Alter“ durch die Seniorenakademie Bayern. Es referierte Dr. Nikola Jentzsch.

Der Vortrag beleuchtete eingangs Statistiken zur Pflege in den eigenen vier Wänden und stellte die überwiegende Versorgung durch die „Häusliche Pflege“ dar. Von 3,3 Mio. Pflegebedürftigen werden 2,5 Mio. zu Hause versorgt, meist durch die eigenen Angehörigen. Technische Anpassungen können diese Betreuung oder Versorgung in den eigenen vier Wänden unterstützen. Hierbei geht meist um sich verändernde Fähigkeiten der Sinne. Der Rückgang der taktilen Sensitivität, gerade in den Fingerspitzen muss berücksichtigt werden, aber natürlich auch die Verschlechterung der Sehfähigkeit, neben der Beweglichkeit und der allg. geistigen Leistungsfähigkeit.

AAL
Die vorgestellten AAL-Systeme, die sich alle um „Alltagstaugliche Assistenzlösungen für ein selbstbestimmtes Leben“ drehen, sind in vielen Dingen bereits im Alltag angekommen. Besonders jüngere Generationen nutzen bereits Systeme, wie z.B. „Alexa“ (Steuerung von Musik und TV mittels der eigenen Stimme, ganz ohne Fernbedingung). Auch die Steuerung neuester Heizungsanlagen lässt sich deutlich verbessern. Zum Beispiel beginnt das Aufwärmen der Wohnung in dem Moment, wo das Gerät erkennt, dass sich die Familie der Wohnung nähert. Dabei wird die Position des Smartphone bestimmt und damit die Position der sich nähernden Familie. Solch umfassende Lösungen sind in der Nachrüstung kaum wirtschaftlich, spielen aber bei Neubauten eine immer größere Rolle.

Laut einer Umfrage besteht in allen Altersgruppen eine grundsätzliche Bereitschaft, sich durch Technik unterstützen zu lassen. Eine große Rolle spielen Sensoren allgemein, die ja auch vom Wortstamm her, die menschliche Sensorik durch Messungen unterstützen und teilweise auch gut nachgerüstet werden können. Automatische Türöffner im privaten Bereich für Rollator-Fahrer oder Verstärker für Klingeltöne für Telefon und Haustür, auch mit einem Blitzlicht (wie bei Gehörlosen), oder die generelle Umstellung auf „Bildschirm-Telefonie“, bewegen sich noch in einem überschaubaren Kostenrahmen und könnten bei einem notwenigen Austausch von Geräten bereits berücksichtigt werden.

Hausnotrufsysteme
Der Hausnotruf wird in Deutschland von „ca. 300.000 bis 500.000 Menschen“ genutzt. Dazu gäbe es 1200 Anbieter in Deutschland. Die Kosten des Grundpreises von ca. 25 € im Monat werden bei einem festgestelltem Pflegegrad von der Kasse übernommen, so die Referentin.
Hausnotrufsysteme stehen beispielhaft für die Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten. Auch in diesen Systemen wurden nach und nach Smartphones und Apps eingesetzt bis hin zur heutigen Kopplung von Alarmsystemen mit „Trackern“, also Sensoren am Körper (Beispiel: Fitness-Armband). „Passiver Notruf“ beschreibt ein System, bei dem reagiert wird, wenn Geräte nicht bedient werden, zum Beispiel die Kaffeemaschine. Diese sendet dann an eine Leitstelle ein Signal, wenn der Benutzer Lust auf Tee hatte. Generell könnte dem Hausnotruf eine Schlüsselrolle zukommen, in der sich verändernden Altersstruktur der Bundesrepublik. Dazu müsste zunächst die Akzeptanz befördert werden. Zum Vergleich: Im Vereinigten Königreich sind 1,2 Millionen Haushalte mit einem solchen System versorgt, bei ca. 15 Mio. weniger Inselbewohnern.

Roboter im Haushalt und in Pflegeeinrichtungen
Neben der regionalen Berühmtheit „Pepper“ in der Tagespflege in Erlenbach gibt es weitere und ganz andere „Kommunikations- und Dialog-Roboter“. Pepper kann sich unterhalten, Spiele spielen, Märchen erzählen und die Pfleger auch indirekt entlasten, indem er Vital-Daten sammelt, bei Bedarf Pflegende informiert und vor allem diese Daten dokumentiert.
Im Vortrag nun wurde die Robbe Paro vorgestellt, die aus Japan stammt und dort bereits etabliert ist. (vgl. hierzu auch: www.Wohlfahrtswerk.de)
In Deutschland nutzen ca. 40 Pflegeeinrichtungen diesen tierähnlichen Roboter.  Paro ist einem Robbenbaby nachempfunden, bewegt sich und sogar die Augen, und gibt angenehme Laute von sich. Die Steuerung reagiert auf Berührung und Ansprache. Das  große Kuscheltier wird eingesetzt um „Menschen mit demenziellen und neurologischen Erkrankungen in der Pflege und Betreuung“ zu unterstützten, zu aktivieren oder auch, um sie zu beruhigen. Aber auch allgemein zurückhaltende oder ängstliche Personen reagieren sehr positiv auf die zutrauliche Tier-Imitation.

Der genauso tierähnliche Roboter „iCat“ findet auch Anwendung in der Sprachtherapie und kann generell das soziale Wohlbefinden von Menschen mit einer Aphasie, nach einem Schlaganfall verbessern. iCat kann die Mimik von Menschen imitieren und kommuniziert. Die Süddeutsche Zeitung berichtete bereits 2010 zu den verschiedenartigen Neuerungen diesem Bereich. Den Roboter iCat beschreibt folgendes Zitate sehr gut: „Dass ein Roboter den passenden Moment erkennt, in dem er lächeln muss, kann wichtiger sein als die Frage, ob er Treppen steigen kann.“ Weiterführende Informationen z.B. unter : https://sz.de/1.989482. Der Artikel weist auch auf die viel größerer Akzeptanz gegenüber solchen Neuerungen in Japan hin.

Der kleine Standroboter Pilo erinnert an die Einnahme von Medikamenten. Wer der Technik viel Vertrauen entgegenbringt, kann auch die Zusammenstellung der Medikamente und deren Nachbestellung in die „Hände“ von Pilo legen. Der Care-o-bot ähnelt dem bereits erwähnten Modell Pepper. PAUL steht für:  „Persönlicher Assistent für unterstütztes Leben“ und wurde entwickelt, um hilfsbedürftige Menschen im Alltag in ihrer Wohnung zu unterstützen. Der Fokus lag dabei auf der einfachen Handhabung. Bei Nutzung der weiteren Ausbaustufen PAULo oder PAULa steigen die Gesamtkosten auf bis zu 7000 Euro. Beinhaltet sind dann eine Haussteuerung (z.B. Rollläden, Kontrolle von Backofen/Herd, Überwachungskameras) und Bewegungsmelder in der Wohnung, die eine Warnmeldung absetzten, wenn der Bewohner sich nicht mehr bewegt. Ausgangspunkt sind die erleichterte Bedienung für Videotelefonie, Internet und einem Bestellsystem.
Führend im Bereich Senioren-Smartphones seien die Anbieter Doro und Emporia (Kaufpreise zw. 50 und 200 €). Sie bestechen durch eine möglichst einfache Bedienung. Auch für Jüngere scheinen die Modelle interessant, so die Referentin. Ein weiteres Assistenzsystem, „casenio“ arbeitet ähnlich wie die bereits erwähnte Alexa, übermittelt die Daten aber ausschließlich über Funk und hat damit die großen Nachteile der Datensammlung. Es bietet dazu die obengenannten Leistungen von PAUL und lässt sich ähnlich auf den Bereich Haustechnik erweitern.

Bewertung und Ausblick
Das Fazit unter den Anwesenden beinhaltete auch eine Kritik am werbeartigen Charakter des Vortrags. Die Vorstellung der verschiedenen Systeme wurde aber auch begrüßt und die kritischen Einwände der Referentin zu Alexa, AAL und allen andere Systemen gewürdigt. Vieles scheint heute möglich, ausgedehnte Nachrüstungen scheinen jedoch  meist unwirtschaftlich oder einfach überteuert. Der Roboter als Ersatz für menschliche Nähe wurde sehr kritisch bewertet. Im Vortrag zeigte eine Statistik, die Bereitschaft aller Altersgruppen für technische Neuerungen. So gab es auch in der Runde vor Ort Überlegungen zu einem Computer-Kurs für Senioren. Diese werden im kommenden Seniorenbeirat besprochen (28.11.).

Zu folgenden weiteren „Webinar-Termine“ würde der Seniorenbeirat wieder einladen, ab 8 Interessierten:

1.    „Barrierefreie Öffentlichkeitsarbeit -  45-Minuten Online-Vortrag mit anschließender Fragerunde.“
       Datum: 21.03.2019 von 15 Uhr - 16:30 Uhr
2.    „Datenschutz im Ehrenamt - 45-Minuten Online-Vortrag mit anschließender Fragerunde.“
       Datum: 05.02.2019 von 10 Uhr - 11:30 Uhr

Bitte melden Sie ihr Interesse beim Seniorenbeauftragten Timo Wöll unter Tel.: 06028-9744-23, E-Mail: t.woell@niedernberg.de oder gerne persönlich im Rathaus.

Weiterhin besteht natürlich die Möglichkeit sich nach eigener Anmeldung der Vortrag selbst anzuschauen oder eigene Gruppe zu bilden: www.seniorenakademie.bayern

Kategorien: Soziales & Gesundheit - Senioren

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