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Veranstaltungsreihe des Seniorenbeirats gestartet

12.10.2017
Am vergangenen Sonntag ist die Reihe zur Unterstützung der Hospizarbeit im Landkreis und der „Charta für Schwerstkranke und Sterbende“ gestartet.

Zunächst fand Bürgermeister Jürgen Reinhard sehr persönliche Worte in seiner Begrüßung und ging auf die vielzitierte Formel „Der Tod gehört zum Leben“ ein. Dagmar Regh stellte als Mitglied des Niedernberger Seniorenbeirat das Programm der kommenden Wochen vor (s.unten). Der Vorsitzende des Darmstädter Hospizvereins erläuterte, wie aus einer Sterbebegleitung heraus der Verein Eigentümer der gezeigten Kunstwerke wurde.

Im Anschluss referierte Dr. Matthias Salefsky als Vorsitzender des Ökumensischen Hospizverein Miltenberg, der zugleich aktiv mitarbeitet im Hospiz- und Palliativ-Team Bayerischer Untermain. Die Begriffe Hospiz (Herberge, Ort) und Palliativ (umhüllen, ummanteln, begleiten) wurden in ihrer geschichtlichen Entstehung dargestellt. Oft genannt waren auch die Kürzel SAPV und AAPV. Spezialisierte ambulante palliative Versorgung wird z.B. von dem oben genanntem Team in Hospizen oder zuhause geleistet. Die Allgemeine ambulante Versorgung ist Sache der Hausärzte, wobei die Versorgung somit an das Vorhandensein eines ausgebildeten Hausarztes gebunden bleibt – was in der Fläche im Landkreis zunehmend schwierig sei.

Die Pioniere des Hospiz- und Palliativbewegung stammen aus England und Kanada, woraus letztlich auch resultiere, dass Deutschland noch aufholen könne. Aber auch in Frankreich sei Sterbebegleitung etablierter. Hierzulande müsste oft noch die Arbeit  der Sterbebegleitung vor der Vermischung mit der Diskussion um Sterbehilfe bewahrt werden. Auch die oben schon genannten kanadischen Wurzeln des „palliativ care“, die mit „Palliativversorgung“ übersetzt werden, machen deutlich, dass auch der Sprachgebrauch noch angepasst werden sollte, so der Kardiologe. Der Vorschlag ist viel eher von „Palliativfürsorge“ zu sprechen. So würde auch die liebvolle Begleitung mehr in den Mittelpunkt rücken und die zeitintensive Arbeit der ehrenamtlichen Hospizbegleiter gewürdigt. Das Palliativ-Team übernehme die medizinische Begleitung und veranlasse Maßnahmen um z.B. Übelkeit und Erbrechen zu lindern, Schmerzen zu reduzieren, von Atemnot zu befreien. Schon damit können auch Angstzustände gelindert werden. Darüber hinaus ist die „spirituelle Begleitung“ entscheidend, bei der sich dann auch ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter einbringen können. Ob in Gesellschaft oder im Gesundheitsbereich, überall gelte es für die Arbeit der Hospizvereine zu werben und zu erklären, was diese eigentlich genau tun. Diese Chance nutzen nur wenige Besucher des Vortrags, was der Intensität nicht schadete.

Es gehe eben nicht nur um die Begleitung von Krebspatienten, was Salefsky mit Statistiken belegte. Nur ein Viertel der jährlich etwa 880000 Toten sterbe an Krebs. Auch nur 10% würden unmittelbar und plötzlich versterben. Auch die Annahme, dass das Vorfahren der Autos der hospizlichen Dienste in der Nachbarschaft bedeute, dass der Tod nun unmittelbar bevorstehe, sei so nicht richtig. Manche Patienten würden über mehrere Monate betreut. Auch komme es dazu, dass sich der Zustand von Patienten in Hospizen deutlich verbessere und diese Gelegenheit fänden wichtige Dinge, offenen Fragen in ihrem familiären Umfeld zu klären. Palliativmedizin könne als „Lebensende-Medizin“ definiert werden, genauso wie es andere Fachdisziplinen gäbe, die sich auf einen bestimmten Lebensabschnitt beziehen (z.B. Kinder- und Jugendmedizin). Der Aufbau einer ausreichenden Struktur brauche nach wie vor mehr öffentliche Unterstützung.

Die Diskussion um ein Sterben um würdevolle Bedingungen sei eigentlich durch Artikel 1 des Grundgesetzes bereits abgedeckt. Dort geht es bekanntlich auch um die Unantastbarkeit der Würde des Menschen: „Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“. Das Anliegen der Hospizarbeit lässt sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche übertragen. So wird auch Irmes Eberth auf den Seiten des Hospiz- und Palliativ-Team folgend zitiert:

"Ich befürworte und unterstütze dieses Projekt von ganzem Herzen, weil ich glaube, dass dadurch mehr Menschlichkeit und Liebe in die Welt kommt."

Im Anschluss an den Vortrag, beim Markt der Möglichkeiten, nutzen acht Zuhörer die Gelegenheit die Charta vor Ort zu unterschreiben  und so ihre Unterstützung zu bekunden. Darüber hinaus gab es Gelegenheit zum zwanglosen Austausch im Rahmen eines angeleiteten Bildergesprächs:

 

Weiterführende Informationen erhalten Sie bei den Mitgliedern des Seniorenbeirats oder im Rathaus beim Seniorenbeauftragten (Tel.: 06028-9744-23).

Unter www.hospizverein-miltenberg.de gelangen Sie zu weiterführenden Informationen zur Charta. Die Koordinatorinnen beraten unmittelbar Betroffene, Angehörige und Interessierte.

Die nächste Veranstaltung der Reihe:

Mit Kinder über den Tod sprechen – mit der Dipl. Psychologin Dagmar Weimer findet am Montag, den 23.10.17 in der Aula der Grundschule statt (Beginn 20 Uhr).

Herzlich eingeladen sind Niedernberger Eltern und Großeltern, aber auch alle anderen Interessierten!

Der Eintritt ist frei. Spenden gehen zugunsten des Hospizverein Miltenberg.

 

Kategorien: Gemeinde & Bürger

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